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Einschränkung von Feuerwerken in Davos - sinnvoll oder überflüssig?
Montag, 31. August, 19.00 Uhr Aula SAMD, Davos Platz
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Ja zur Einschränkung von Feuerwerken
Insbesondere an Silvester aber auch anlässlich des Nationalfeiertages werden in der Schweiz rund 2000 T Feuerwerkskörper abgebrannt – was nicht nur leuchtende Akzente am Himmel setzt, sondern auch viel Lärm zulasten von Menschen und Tieren, unverkennbaren Rauchgeruch samt Luftschadstoffe, und Abfallberge in der Natur zur Folge hat.
An Silvester ist die Luft in Davos deutlich schlechter
Feuerwerke belasten die Luft sehr stark wegen der Kombination von extrem hohen Feinstaubkonzentrationen und daran gelagerten diversen Schwermetallen wie anderen Luftverunreinigungsstoffen, welche beim Einatmen direkt in die Lunge gelangen und die Gesundheit schädigen können. Dazu gehören z.B. Metalle wie Aluminium, Kupfer, Strontium, Barium sowie andere gefährliche (auch krebserregende Schadstoffe wie Dioxin, Chlorophenole oder Clorobenzene (Schmid et al. 2014, Cao et al. 2017, Tanda et al. 2019).
Bei Inversionslagen mit Kaltluftsee verstärkt sich dieses Problem in Davos und bleibt im Talboden länger erhalten.
Die Auswertung der Daten der Luftmessstation von Davos Promenade/Matta/Bubenbrunnenplatz zeigen, dass die Tagesmittelwerte für Feinstaub während des Neujahrsfeuerwerks deutlich höher sind als während des 1. August Feuerwerkes. Dies hat in erster Linie mit dem winterlichen Kaltluftsee zu tun. Dieser verhindert durch eine stabile Luftschichtungen vertikalen Luftaustausch so dass es in der kälteren Luftschicht über den Talboden zu einer Anreicherung der Luftschadstoffe kommt. Erst wenn in den frühen Nachmittagsstunden des Neujahrstages, sich der Kaltluftssee aufgelöst hat, sinkt die Feinstaubbelastung wieder auf geringe Werte. In den letzten Jahren ist es wiederholt vorgekommen, dass der Tagesmittelgrenzwert für lungengängigen Feinstaub (PM 10) von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter nach dem Feuerwerk an Silvester/Neujahr überschritten wurde. Gemäss Luftreinhalteverordnung (LRV) darf dieser Werte höchstens einmal pro Jahr überschritten werden.
Am 27. September 2020 stimmt die Davoser Bevölkerung über die Volksinitiative «Starke Einschränkung Feuerwerke ab».
Wir stimmen …
Ja, aus Liebe zur Natur
In der Schweiz werden jährlich rund 2000 Tonnen Feuerwerkskörper verkauft. Unter der Verpackung aus Holz, Karton, Kunststoffen oder Ton, sind in den Feuerwerkskörpern gesamthaft rund 460 Tonnen pyrotechnische Feuerwerkssätze enthalten. Diese bestehen neben Schwarzpulver auch aus farbgebenden Metallverbindungen. Beim Abbrennen entstehen daraus etwa 320 Tonnen Feinstaub. Als Niederschlag und im Winter via Schnee gelangt er auch in Böden und Gewässer mit teilweise unbekannten Langzeitfolgen. Gesamthaft werden in der Schweiz aktuell rund 15'000 Tonnen Feinstaub pro Jahr ausgestossen. Feuerwerke tragen also zwei Prozent zur jährlichen Gesamtbelastung bei. Für grosses Ärgernis sorgen auch die zahlreichen nicht beseitigten Rückstände wie Plastikverpackungen, Raketenstangen z.B. in landwirtschaftlichen Wiesen, wo sie auch bei Nutztieren für weiteren Schaden sorgen können oder auch auf öffentlichen Plätzen.
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Ja, aus Liebe zu den Tieren
Laute Knalleffekte von Feuerwerken versetzen viele (Haus- und Wild)Tiere in Angst und Panik, was sie in der besonders harten Winterzeit unnötig kostbare Energie kostet.
Auswirkungen von Lärm und andere Umweltbelastungen durch Feuerwerke auf verschiedenste Tiere sind wahrscheinlich gravierender als bisher angenommen. Eine neuere Studie aus den Niederlanden zeigte, dass vor allem Vögel stark darunter leiden und wegen Feuerwerken in grosse Höhen flüchten müssen (Shamoun-Baranes et al. 2011). In Davos sehr relevant sind am Silvester die Störungen der Wildtiere, welche gerade zu dieser Zeit eigentlich auf viel Ruhe angewiesen sind und sensibel auf solche Störungen reagieren. Beispielsweise richten Hirsche im Schutzwald mehr Schaden an, wenn sie während dem Hochwinter gestört werden. Insbesondere am 1. August leiden auch Nutztiere auf Davoser Weiden und Alpen. So schaden die lauten Knalleffekte das empfindliche Gehör von Nutz- und Wildtieren. Bei einer Flucht können sie sich zum Beispiel an Zäunen erheblich verletzen oder kopflos auf die Strasse rennen, wo sie schlimme Verkehrsunfälle auslösen können. Jedes Jahr werden zahlreiche Tiere als verloren gemeldet, weil sie in Panik ausreissen.
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Ja, aus Liebe zum Gesundheitstandort Davos
Feuerwerke belasten die Luft durch extrem hohe Feinstaubkonzentrationen mit hohem Anteil an sehr feinen (und damit lungengängigen) Partikeln, welche zudem noch angereichert sind mit einer Reihe von potentiell gesundheitsschädigenden und umweltbelastenden Zusatzstoffen (vgl. Cao et al. 2017, Tanda et al. 2019, Schmid et al. 2014). In Davos ist dabei zusätzlich zu beachten, dass sich diese Luftbelastung an Tagen mit Inversionslagen längere Zeit im Talboden hält. Danach gelangen diese in Böden und Gewässer mit teilweise unbekannten Langzeitfolgen.
In den letzten Jahren ist es wiederholt vorgekommen, dass der Tagesmittelgrenzwert für lungengängigen Feinstaub (PM 10) von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter nach dem Feuerwerk an Silvester/Neujahr überschritten wurde. Gemäss Luftreinhalteverordnung (LRV) darf dieser Werte höchstens einmal pro Jahr überschritten werden. Älteren Personen und Personen mit chronischen Atemwegs- oder Herzkreislauferkrankungen wird deshalb empfohlen, die unmittelbare Nähe von Feuerwerken zu meiden.
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Ja, aus Liebe zu den Davoser Gästen
Viele Touristinnen und Touristen suchen in den Bergen das Erlebnis in einer intakten und gesunden Umwelt, Erholung und Ruhe in einer Gebirgslandschaft, stören sich entsprechend über die Luft-, Lärm-, und Abfallbelastung durch Feuerwerke. Mit einem Feuerwerksverbot könnten auch neue Gäste angelockt werden, welche die Ruhe und gesunde Luft suchen. Durch Feuerwerke werden wichtige Qualitätsmerkmale eines alpinen Tourismusortes geopfert für etwas, das man auch in jeder Grossstadt oder einem Industriequartier haben könnte.
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Weitere Argumente
Lärm, Rücksichtslosigkeit: Nebst schlechter Luftbelastung bringen Feuerwerke grosse Lärmbelastungen mit sich. Dies ist rücksichtslos gegenüber grossen Bevölkerungsgruppen, welche Silvester oder den Nationalfeiertag lieber besinnlich feiern möchten, welche lärmempfindlich, gesundheitlich angeschlagen sind oder sonst an diesen Tagen lieber ihre Ruhe haben möchten. Dazu gehören vielfach auch ältere Menschen und Kleintiere.
(Öffentliche) Sicherheit: Explosivfeuerwerke sind jedoch auch nicht ungefährlich und verursachen jedes Jahr zahlreiche Sach- und Personenschäden: häufig sind Augenverletzungen, Gesichts- und Handverletzungen auch bei unbeteiligten Personen (vgl. von Arx 2014). Zudem können Feuerwerke bei trockener Witterung Waldbrände auslösen. Dies kann in Davos vor allem für Feuerwerke am 1. August eine erhebliche Gefährdung des Schutzwaldes darstellen.
Nationale und regionale Identität: Feuerwerke sind weder etwas typisch Schweizerisches noch etwas, das besonders gut in eine Bündner Gebirgsregion passt. Am 1. August wäre es sinnvoller, sich auf typisch schweizerische Aktivitäten, Traditionen und Attraktionen zu besinnen als den Nationalfeiertag gleich langweilig und «unschweizerisch» zu feiern wie in vielen anderen Ländern der Welt.
Umwelterziehung: Feuerwerke sind ein Sinnbild von rücksichtsloser Umweltbelastung zur eigenen Genussbefriedigung. Gerade gegenüber Kindern wird dabei ein äusserst problematischer Umgang mit der Natur als selbstverständlich vermittelt. Im Unterschied zu einigen anderen Umweltbelastungen einer alpinen Tourismusstadt lassen sich Feuerwerke auch weder mit wirtschaftlichen Gründen noch mit erhöhter Lebensqualität entschuldigen. Die heutige Generation ist klimabewusster, eine Einschränkung von Feuerwerken zugunsten des Klimas entspricht dem heutigen Zeitgeist.
Altmodisch und ausgereizt: Feuerwerke waren vor 50 Jahren noch etwas Besonderes und entsprachen damals einem Zeitgeist, der geprägt war von der Faszination an technischen Verbesserungen im Hinblick auf immer grösseres und lauteres Spektakel. In der Zwischenzeit ist das Leben so stark geprägt von visuellen und akustischen Reizüberflutungen, dass ein Feuerwerk immer noch grösser und lauter sein muss, um noch als etwas Besonderes wahrgenommen würde. Andererseits gibt es heute stärkere Bedürfnisse in Richtung von innovativen Alternativen, welche dem Trend nach optischer und akustischer Reizüberflutung entgegenwirken.